Ende Januar 2018 hat auf örtlicher Ebene der TM1/2 Lehrgang (1.Teil Theorie, 2. Teil Praxis) der Feuerwehr Neukirchen-Vluyn begonnen. Die ersten Lehrstunden starteten traditionell auf einem Samstagvormittag mit dem wichtigen Erste-Hilfe-Kurs. Jede Feuerwehrfrau und Feuerwehrmann sollte im Stande sein, selbstverständlich erste Hilfe leisten zu können.
Die nächsten Wochen werden mit Theorie vollgepumpt sein. Hierfür muss die Schulbank im Gerätehaus des LZ Vluyn gedrückt werden. 17 Feuerwehranwärterinnen und -anwärter aus den 4 Einheiten der FFNV, sei es aus der Jugendfeuerwehr welche mit 18 Jahren in den aktiven Dienst übertreten oder als Quereinsteiger, nehmen daran teil, um sich das grundlegende Feuerwehrfachwissen anzueignen.
3 Tage die Woche werden sie dafür opfern müssen, um sich in 12 Wochen der Prüfung stellen zu können, sei es in der Theorie und in der Praxis.
Anfang Februar durfte am frühen Samstagmorgen auf dem gemeinsamen Hof des LZ Vluyn und Bauhof, mal in die Brandklassen und die dazu geeigneten Löschmittel geschnuppert und getestet werden. Hier wurde mit Fettbrand und Fettexplosion, Brände von flüssigen oder flüssig werdenden Stoffen, Brände fester Stoffe usw. herbeigeführt, sodass die unterschiedliche bereitstehende Löschmittel in deren Verhalten veranschaulicht werden konnte.
Der zur Verfügung gestellte Firetrainer zeigte hierbei u.a. auch eine Variante der „Spraydosen“-Explosion. Viel Hitze, viel Qualm und teils auch mit lauter Geräuschkulisse untermalt, kamen die Anwärter auf ihre Kosten.
Die beiden Ausbilder und Oberbrandinspektoren Peter van de Loo und Markus Haase, gaben ihr langjähriges Fachwissen preis und es schien, die angehenden Wehrmänner und -frauen saugten alles auf und waren nach dieser Praxis um einiges schlauer.
Die nächsten Wochen waren vor allem erst mal reichlich mit Theoriestunden im Feuerwehrwesen gespickt und forderten auch baldige Umsetzung ins Praktische. Natürlich nicht ohne ausgiebige Fahrzeugkunde vorab. Der Umgang und das Anleitern mit der 4-teiligen-Steckleiter oder 3-teiliger-Schiebleiter, welche eine Höhe von 14 m innehat (Rettungshöhe 12 m), ist nichts für schwache Nerven. Das beinhaltet auch die Selbstrettung durch das sichere Abseilen vom Turm. Es gehört nun mal zur Feuerwehr dazu. Keine Angst, es wird aber dazu keiner genötigt diese Übung durchzuführen. Aber man kann es üben und trainieren.
Bei dem sogenannten Hofballett wird gelehrt, welche Aufgaben der Wassertrupp, der Schlauchtrupp und der Angriffstrupp haben. Es sind schweißtreibende Aufgaben, welche die Trupps teils an ihre Grenzen bringen zumal ein Feuerwehrschutzanzug nicht grade ein Sportdress ist. Allerhand Schläuche werden zur Einsatzstelle getragen, gerollt und angeschlossen. Alles genaustens nach der Feuerwehrdienstvorschrift (FwDv 3).
Es wird reichlich gerannt, Verteiler gesetzt, Kommandos geschrien und weiteres Equipment wie z. B. 20 Liter Schaummittelkanister, Schaumrohr und Schaum gebracht. Um das Ganze noch abzurunden, wird das Anleitern über die 4-teilige Steckleiter mit eingebunden. Apropos Eingebunden: Jeder Feuerwehrmann oder -frau sollte das Einbinden oder bestimmte Knoten bei der Feuerwehr beherrschen. Es gibt reichlich Feuerwehr- oder Arbeitsleinen und die wollen genutzt werden, vor allem der Rettungsknoten, welcher zum Absichern von Personen u. a. über die Steckleiter genutzt werden muss.
Die Nutzung von Schaum zum Ersticken von einem Feuer über das Kombischaumrohr oder Wasser zur Kühlung über das C-Rohr, jene Löschtaktiken werden u. a. gelehrt und ausgeführt. Aber nicht nur das Feuerlöschen gehört zur Ausbildung.
Die technische Hilfeleistung ist ein wesentlicher Bestandteil des Lehrgangs. Der Grund: Immer mehr TH-Einsätze überwiegen die Brandeinsätze. In dem Fall werden die Anwärter mit dem Rüstwagen, sowie den dort sich befindlichem Equipment vertraut gemacht und anschließend auf jene ausgebildet. Und wir reden hier nicht nur von Spreizer & Schere. Hier werden sie primär auf den hydraulischen Hebesatz, Pressluft Hebekissen samt Unterbaumaterial (u. a. Stabpack), hydraulische Rettungszylinder, Greifzug inklusive Rundschlingen, Schäkel, Haken, Ketten, trainiert. Dieser Teil der Ausbildung ist so komplex, dass ein theoretischer Unterricht einhergehen muss. Leichte Physik wie z. B. Reibung, Weg, Last und Geschwindigkeit sind Hauptaugenmerk in der technischen Hilfeleistung.
In der Praxis wird eine Teamarbeit und Kommunikation gefordert, um so auch für die Einsatzkräfte Unfälle zu vermeiden. Für ein Szenario Verkehrsunfall wurde extra ein Schrottauto herbei geschafft, welches perfekt für das Testen und Üben geeignet war. Hier kam u. a. Schere & Spreizer, hydraulische Rettungszylinder, „Glassäge“ zum Einsatz. Für das Szenario an dem hydraulischen Hebesatz musste ein schwerer Abfallcontainer herhalten. Und wenn es nicht der Hebesatz war, dann wurde mit dem Greifzug der Container bewegt. Das patientengerechte Retten war das oberste Ziel bei allen Übungen. Zügig, bestimmend aber sensibel sollte bei dieser Rettung vorgegangen werden. Diese Themen werden nicht an einem Tag gelehrt und fordern mehrmalige Wiederholungen.
Das über 10 Mann starke Ausbilderteam aus den 4 verschiedenen Einheiten der FFNV leistet generell immer wirklich gute Arbeit. Diese „alten Hasen“ bzw. Wehrmänner und -frauen, übermitteln geduldig den Auszubildenden ihr Fachwissen und Erfahrungen aus Einsätzen. Nach 12 Wochen Lehrgang, 3 Tage die Woche, hat die Lehrgangsgruppe ihr Ziel fast erreicht.
Denn dann kommen die Prüfungstage. Theoretische, mündliche und die praktische Prüfung ist Pflicht. Nach den Wochen der Strapazen wird noch einmal von den angehenden Feuerwehrmännern und -frauen alles abverlangt. In den vergangenen Jahrzehnten hat sich aber gezeigt, dass der größte Teil der Prüflinge hoch motiviert, vollgepumpt mit Fachwissen zu den Prüfungen erscheinen und die Prüfung alle meistens bestehen. Ein Gutes hat es noch zusätzlich. Die TM1/2-Gruppe ist in ihrer Kameradschaft um einiges stärker zusammengeschweißt.
Nach dem Lehrgang ist vor dem Lehrgang. Es wird sich nicht auf den Lorbeeren ausgeruht. Nach wie vor wird innerhalb der Einheiten Szenarien trainiert und Fachwissen aufgefrischt. Die Basis für die kommenden Lehrgänge, kreis- und/oder landesweit, ist geschaffen. Für die meisten der Absolventen käme der Atemschutzgeräteträger-Lehrgang als nächstes infrage.