Es wurde der Ernstfall geprobt. Wie schon angekündigt, startete die FFNV am Samstagmorgen um 10 Uhr ihre Frühjahrsübung bei der Firma Paradies. Alle Einheiten der Neukirchen-Vluyner Wehr waren im Einsatz und es gab einiges zu tun!
Das Szenario: Durch eine Verpuffung in einem Daunenfedersilo sowie mit einer darauffolgenden Durchzündung kam es zu einem Brand in der Produktionshalle. Die Rauchentwicklung war so stark, sodass sich eine Vielzahl an Mitarbeitern in die obere Etage flüchteten, wo sich u. a. sich die Kantine und die Umkleide befinden. Einige von ihnen hatten zusätzlich Rauchgas eingeatmet und brachen bewusstlos zusammen. Andere wiederum erlitten leichte bis mittelschwere Brandverletzungen.
Durch die schlagartige Rauchentwicklung in der Produktionshalle ließ ein Gabelstaplerfahrer vor lauter Schreck einen auf der Gabel geladenen Stoffballen fallen und touchierte beim Rückwärtsfahren ausversehen einen seiner Kollegen. Dieser wurde unter dem Heck des Gabelstaplers eingeklemmt. Von dem herabfallenden Stoffballen wurde ein zu Hilfe eilender Arbeiter bewusstlos geschlagen und unter diesem eingeklemmt.
Der unter Schock stehende Gabelstaplerfahrer rannte in die Tiefen der verrauchten Produktionshalle hinein. Ein Lastenaufzug wurde zugleich für einen Angestellten fast zu Todesfalle, weil er diesen für den besten und schnellsten Fluchtweg hielt. Der Aufzug blieb stecken, die Person geriet in Panik, atmete Rauch ein und wurde ebenfalls bewusstlos. Zum Glück reagierte die Brandmeldeanlage sofort, die Sprinkleranlage sprang vorschriftsmäßig an und hielt den Rauch sowie den Brand zuerst mal in Schach.
Unter dem Wehralarm erste ausrückende Einheiten erreichten zügig das Paradies Areal. Der Brandschutzbeauftragte der Firma Paradies und der Einsatz- und Wehrleiter machten sich einen Überblick. Die ersten Trupps unter Atemschutz hatten nur die erste Priorität vor Augen: Personenrettung. Zusätzlich mit Schlauchtragekörben bestückt gingen sie auf die Personensuche. Immer mehr Einsatzfahrzeuge kündigten sich an und warteten, zur weiteren Verfügung, im Bereitstellungsraum. Die weitere Verteilung und Koordination übernahm der Einsatzleitwagen, der dafür optimal ausgerüstet ist, um in großen Einsatzlagen die Übersicht zu behalten.
Die Rettung der in die obere Etage geflüchteten Angestellten, wurde mit der Drehleiter und der 4-teiligen Steckleiter vom Vluyner Nordring angegangen. Verletzte wurden per Tragegestell auf dem Korb der Drehleiter gerettet. Peu à peu wurden die Personen aus ihrer Lage befreit und gerettet. Eine schweißtreibende Arbeit für die Retter.
Da die Wasserversorgung für die Sprinkleranlage durch das städtische Wassernetz ausgereizt war, wurde extra für die weitere Brandbekämpfung eine 800 m lange B-Leitung vom Plankendickskendel (Bach) am Klotzfeld zum Vluyner Nordring
durch den GW-Logistik gelegt. Eine Tragkraftspritze am Plankendickskendel sorgte für den nötigen Wasserdruck. Dadurch konnte die Brandbekämpfung seitens Vluyner Nordring erfolgreich durchgeführt werden.
Bis zu 20 Statisten von der Jugendfeuerwehr, teils mit Theaterschminke für die nötigen Verletzungen hergerichtet, mimten bei der 2,5 Stunden Übung die zu rettenden Personen, welche sich überall brav in den Hallen und der oberen Etage hindrapierten. Diverse Nebelmaschinen sorgten für eine stark verrauchte Halle und weitere Räumlichkeiten.
Man wollte reale Bedingungen schaffen und das Beobachterteam in den blauen Westen, darunter waren teils auch die Veteranen der Ehrenabteilung vertreten, planten mit der Firma Paradies monatelang im voraus, um ein optimales Szenario auf die Beine zu stellen.
Sie beobachteten auch mit Adleraugen an speziellen Einsatzpunkten, die Vorgehensweisen der Blauröcke. Eine Herausforderung für jeden Feuerwehrmann, waren die weitverzweigten Wege in den Produktionshallen aber dafür sind die Trupps auch gut ausgebildet, trainiert und ausgerüstet. Die Übung lief sehr diszipliniert und ruhig ab.
Die hiesige Polizei sorgte auf dem Vluyner Nordring für geregelten Verkehrsfluss, da eine Spur für die Einsatzkräfte der Feuerwehr gesperrt war. Eine Nachbesprechung und Resumee in den Feuerwehreinheiten findet dann wie gewohnt, in den kommenden Wochen statt.
Ein gemeinsames Mittagessen und ein abschließendes Gruppenfoto beendeten den Übungstag. Um 14 Uhr war dann auch wirklich Schluss.